Übersicht
Der Oberrheingraben liegt in Südwest-Deutschland und Ost-Frankreich zwischen Basel und Frankfurt am Main.
Abb. 1: Lage des Oberrheingrabens in einer Karte von Deutschland
(Morphologie-Rohdaten: GTOPO30, Flüsse, Küsten, Grenze extrahiert aus Lahner & Toloczyki 2004)
Er erscheint oberflächlich als eine 300 km lange und 30 bis 40 km breite Tiefebene (Oberrheinebene), die allseitig von scharf begrenzten Bergen umgeben wird. Der Oberrheingraben ähnelt einer riesigen Wanne. Der Rhein durchfließt die Tiefebene in ihrer vollen Länge. Er wird in diesem Flussabschnitt Oberrhein genannt. Im Norden hat der Rhein das tiefe Mittelrheintal in das Rheinische Schiefergebirge geschnitten. Einzig diese schmale Abflussmöglichkeit verhindert, dass die Wanne voll Wasser läuft und ein riesiger See ensteht.
Es handelt sich bei dieser Struktur um eine grabenartige Einsenkung der Erdkruste. Die Erdkruste wurde hier gedehnt, gespaltet und schließlich etwa 5 bis 7 km auseinander gezerrt. Bei der Auseinander-Zerrung freiwerdender Platz wurde sofort durch Nachrutschen benachbarter Gesteinsschollen aufgefüllt. Die Ursachen der Grabenbildung liegen im Innern der Erde.
Der Graben hat sich stellenweise bis zu 3,5 Kilometer tief eingesenkt, jedoch wurde diese Absenkung weitgehend durch die Auffüllung mit Sedimenten ausgeglichen. Die randlichen Berge wurden entgegengesetzt zum Graben bis zu 2,5 Kilometer angehoben, jedoch hat starke Abtragung der Gebirge diesen Aufstieg oberflächlich verringert. Die Einsenkung begann vor etwa 45 Millionen Jahren in der Eozän-Zeit und dauert bis heute an. Die Absenkung kann 0,1 - 0,2 mm pro Jahr erreichen, so viel wie der Durchmesser eines Sandkorns. Das erscheint zunächst unmerklich, hält jedoch diese Absenkung über eine Million Jahre an, kommen 100 - 200 m zusammen. So ist es im Eiszeitalter bei Heidelberg geschehen.
Der Oberrheingraben ist im wissenschaftlichen Sinn kein Tal. Täler werden von Flüssen ausgewaschen oder von Gletschern ausgeschabt. So ist der Oberrheingraben nicht entstanden. Der Rhein ist viel jünger als der Beginn der Grabenbildung. Der Fluss hat keinen Einfluss auf die Absenkung der Erdkruste.
Der Oberrheingraben erscheint auf den ersten Blick recht einfach gebaut zu sein, in Wahrheit verlief seine Entwicklung in Raum und Zeit jedoch sehr unterschiedlich. Der Graben ist, nach wie vor, Objekt reger geowissenschaftlicher Forschung, die auch immer wieder unterschiedliche Sichtweisen und Gegensätze hervorbringt. Auch diese Webseiten können deshalb keine vollkommen schlüssigen Erklärungen für die Vielzahl der beobachtbaren Eigenschaften liefern.
Hier sollen die geowissenschaftliche Erkenntnisse über den Oberrheingraben möglichst übersichtlich und allgemein verständlich zusammengetragen werden. Die Seiten werden ständig erweitert und verbessert.
Beispiele aus dem Inhalt:
Ein Panorama-Bild vom nördlichen Oberrheingraben mit seinen Rändern
Das Ostafrikanische Grabensystem
Geologischer Schnitt durch Süddeutschland
Typische Störungen in einer gedehnten Erdkruste
Längsschnitt durch den Oberrheingraben
Das Europäische Känozoische Grabensystem (EKG)
Aktuelle Ortsverschiebung nach GPS-Daten
Geologische Karte des Oberrheingrabens
Blockbild des Oberrheingrabens
Hoch aufgelöste morphologische Karten (SRTM)
Stratigraphische Tabelle der Tertiärzeit
Die Dicke der Erdkruste in Europa
Letzte Änderung: 25.1.23