Veröffentlichung vom 26. Mai 1998

Große Ringstruktur am Taunuskamm entdeckt.

Meteoritenkrater bei Rosbach?

von

Dr. Christian Röhr
GUT Gesellschaft für Umwelttechnologie mbH
Usinger Straße 32
61169 Friedberg-Ockstadt
Tel. (06031) 7142-0
Fax (06031) 7142-50


Zuerst das Neue zum Rosbach-Krater, Stand 17.8.00
28.5.98 Die Wetterauer Zeitung veröffentlicht die Entdeckung des Rosbach-Kraters (mit morphologischer Karte, S. 33)
12.6.98 Die Frankfurter Rundschau veröffentlicht in der Lokal-Beilage Main-Kinzig-Kreis - Wetteraukreis einen Artikel mit morphologischer Karte (S. VI 3)
24.6.98 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlicht einen Artikel über den Rosbach-Krater (Beilage Natur und Wissenschaft, S. N3)
2.7.98 Die Wetterauer Zeitung veröffentlicht auf S. 28 einen Artikel von Diplom-Mineraloge Torsten Scherer und Mitarbeitern, Uni Marburg. Sie haben im Gesteinsdünnschliff aus dem Bereich des Rosbach-Kraters "Planare Strukturen" im Mineral Quarz gefunden. Diese entstehen nur durch Stoßwellen-Metamorphose bei einem Meteoriten-Einschlag. Somit ist erstmalig von mineralogischer Seite ein nahezu sicherer Beweis für einen Impakt erbracht.
14.7.98 Diplom-Mineraloge Torsten Scherer und Mitarbeiter, Uni Marburg revidieren ihre vorherige Interpretation der mikroskopischen Strukturen. Die vermeintlichen "Planaren Elemente" werden nun als "Böhmsche Lamellen" angesprochen, die nicht auf einen Impakt hindeuten, sondern bei relativ normalen Spannungen im Gebirge entstehen können. Diese Deutung wird vom Impakt-Experten Prof. Dr. D. Stöffler vom Museum für Naturkunde in Berlin bestätigt. Auch konnten durch Scherer und Mitarbeiter nach naßchemischer Separation und anschließender Röntgenanalyse keine Anzeichen für impakt-typische Hochdruckminerale gefunden werden.

Somit gibt es von mineralogischer Seite keine Hinweise für einen Impakt!

29.7.98 Die Wetterauer Zeitung veröffentlicht die Ergebnisse von Scherer und Mitarbeitern (S. 20). Ergänzend zu den obigen Angaben wird mitgeteilt, daß die kristallographische Raumlage der vermeintlichen "Planaren Elemente" vermessen wurde. Das Ergebnis ist jedoch untypisch für "Planare Elemente", die bei einem Impakt entstehen. Es handelt sich stattdessen um eine besonders stark ausgeprägte "Böhmische Streifung". 
Okt. 98 In den "Mitteilungen astronomischer Vereinigungen Rhein-Main-Nahe" Nr. 5, 1998, S. 111-113, berichtet Michael Altmann über den Rosbach Krater
17.8.00 In den "Berichten der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, No.1, 2000" (Beihefte zum European Journal of Mineralogy Vol. 12), S. 178, berichten T. Scherer, H.-M. Möbus und I. Thiele (Institut für Mineralogie und Institut für Geologie der Universität Marburg) über ihre Untersuchungen am Rosbach-Krater. Sie haben das Gelände systematisch begangen und repräsentative Gesteinsproben untersucht. Sie konnten keine Hinweise auf eine Stoßwellenmetamorphose finden. Die vorhandenen intensiv ausgebildeten mikroskopischen Deformationslamellen in Quarzkörnern sind durch hohe Druck- und Spannungsverhältnisse während der Gebirgsbildung entstanden. 


Ringstruktur

Am Taunuskamm 20 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main direkt bei Ober-Rosbach wurde soeben von der GUT Gesellschaft für Umwelttechnologie mbH aus Friedberg-Ockstadt eine faszinierende Form der Erdoberfläche entdeckt. Die bekannten Berggipfel wie Mainzer Kopf, Keller-Berg, Dachskopf und Saukopf bilden eine nahezu kreisrunde Struktur mit einem Durchmesser von etwa 2,3 km. Im Zentrum dieses Ringes gibt es ebenfalls eine kleine namenlose Erhebung. Diplom-Geologe Dr. Christian Röhr aus Friedberg-Ockstadt, neben Wolfram Holzapfel einer der beiden Geschäftsführer der GUT, vermutet in dieser Struktur die Überreste eines Meteoriten-Einschlags, eines sogenannten Impakts, der vor vielen Millionen Jahren den Taunus katastrophal erschütterte. Die jetzt vorhandene Ringstruktur würde somit einen Kraterrand darstellen. Dr. Röhr nennt die Ringstruktur zu Ehren der Stadt Rosbach "Rosbach-Krater". Ein kleiner Teil des Kraters gehört auch zur Gemarkung Friedberg-Ockstadt.

Meteorit

Der Meteorit könnte ein etwa 100 Meter großer Körper aus dem Weltraum gewesen sein, der bei einer Geschwindigkeit um 100.000 Stundenkilometer mit der Erde kollidierte. Die beim Zusammenstoß freiwerdende Energie ließ den Meteoriten sofort verdampfen und sorgte für katastrophale Verhältnisse an der Erdoberfläche als auch in den Gesteinsschichten unter der Einschlagsstelle. Die Gesteine, die sich heutzutage an der Oberfläche befinden, werden zum Zeitpunkt des Einschlags in mehreren Kilometern Tiefe gelegen haben. Durch den Impakt kam es zu Verschiebungen in der Erdkruste. Große Gesteinspakete wurden gegeneinander versetzt. So könnte zum Beispiel die kilometergroße Scholle aus devonischem Kalkstein zwischen Köppern und Ober-Rosbach erst durch den Einschlag in ihre jetzige Position gelangt sein.

Untergrund

Der Untergrund des Rosbach-Kraters besteht aus devonischem Quarzit-Gestein, sogenanntem Taunusquarzit. Auf den Berggipfeln des vermuteten Kraterrandes beobachtet man stets millimetergroße Risse im Felsgestein, die mit Quarz gefüllt sind, sogenannte Quarz-Gängchen. Im Zentrum des Kraters findet man das Gestein zerbrochen und dann mit Quarz verheilt, eine sogenannte Brekzie. Daraus ergibt sich eine sehr große Festigkeit des Gesteins. Nach dem vermuteten Impakt wurden wahrscheinlich mehrere Kilometer Gestein an der Einschlagsstelle durch Erosion abgetragen. Die durch Quarz-Gängchen verfestigten Partien bieten der Erosion einen größeren Widerstand, so daß sich Kraterrand und zentrale Erhebung bis heute deutlich abzeichnen.

Andere Meteoritenkarter

Auf der Erde sind zur Zeit etwa 150 Metoritenkrater bekannt, zwei davon bislang in Deutschland: das 25 Kilometer große Nördlinger Ries und das zugehörige 3,5 Kilometer große Steinheimer Becken auf der Schwäbischen Alb. In den siebziger Jahren kamen die Apollo-Mond-Astonauten nach Nördlingen um die Untersuchung der Mondkrater zu trainieren. Ries und Steinheimer Becken sind 15 Millionen Jahre alt, der Rosbach-Krater muß wesentlich älter sein. Dr. Röhr schätzt sein Alter auf 50 - 300 Millionen Jahre.

Beweise

Der endgültige Beweis, daß es sich bei der Ringstrukur von Rosbach um einen Meteoritenkarter handelt, steht allerdings noch aus. Mikroskopische Untersuchungen des Gesteins wären hier besonders aussagekräftig. Nur durch die gewaltigen Kräfte eines Impaktes (oder künstlich durch Atombomben-Explosionen) können zum Beispiel die charakteristischen "Planaren Elemente" im Quarz entstehen. Auch die dem Quarz verwandten Minerale Coesit und Stishovit können nur durch den Schock des Einschlags gebildet werden. Im Nördlinger Ries wurden 1995 Diamanten gefunden.  

Andere Erklärungen für die 2,3 Kilometer große Rundstruktur, zum Beispiel Vulkanismus, befriedigen nicht. Vulkanische Gesteine treten im Krater nicht auf. Lediglich am nördlichen äußeren Rand gibt es ein kleines Vorkommen von Basalttuff.

Innovationen bei der GUT und die Entdeckung der Ringstruktur

Die Firma GUT mbH aus Friedberg-Ockstadt beschäftigt sich vorwiegend mit der Sanierung von Altlasten. Die Reinigung des Bodens und des Grundwassers von chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) steht dabei im Mittelpunkt. Von der Erkundung, über die Planung der Anlagen bis zur Sanierungsbetreuung bietet die GUT einen kostengünstigen Rundum-Service. Die GUT ist stets auf der Suche nach besseren Verfahren für ihre Kunden. Deshalb wurden Software-Werkzeuge entwickelt, die die Oberflächengestalt der Erde, die sogenannte Morphologie besser sichtbar machen. Die Morphologie ist nämlich ein wesentlicher Faktor für die Fließrichtung des Grundwassers und somit für die effektive Sanierung von Grundwasser-Verunreinigungen.

Die neuen Werkzeuge wurden erstmalig in der Umgebung des Firmensitzes getestet. Dabei wurde der Rosbach-Krater neu entdeckt. Nach Begehungen im Krater selbst und dem Studium der speziellen geologische Situation hält Dr. Röhr die Wahrscheinlichkeit für groß, daß es sich um einen Impakt handelt.

Ansichten des Kraters

Der Krater ist im normalen Luft- oder Satellitenbild kaum zu erkennen, sehr gut hingegen auf der Reliefkarte der GUT. Vom Ort Rosbach aus schaut man direkt von außen auf den Kraterand (Salz-Berg, Keller-Berg). Den besten Einblick in den Krater hat man von der Autobahn A5, etwa 400 m südlich der Anschlußstelle Friedberg. Von dort aus, kann man direkt in den Krater blicken. Zur Orientierung schon aus großer Entfernung dient der Fernmeldeturm auf dem Steinkopf. Er steht unmittelbar neben dem Kraterrand. Das gesamte Kratergebiet ist bewaldet und ein autofreies schönes Wandergebiet. Der Zugang in den Krater erfolgt am besten über das Fahrenbachtal (Wanderparkplatz unterhalb der Autobahn). Ein riesiger stillgelegter Quarzit-Steinbruch in der Mitte des Kraters erleichtert die wissenschaftlichen Untersuchungen des Fels-Gesteins.

Einblick in den Rosbach-Krater. Foto von der Autobahn A5, etwa 400 m südlich der Anschlußstelle Friedberg, Blick nach Norden. Man kann hinter der frischgrünen Hecke an der Autobahn eine schwach eingemuldete schlüsselförmige Gestalt der Erdoberfläche erkennen.
Gleiches Foto wie oben, jedoch fünffach in vertikaler Richtung gestreckt um die Morphologie deutlicher sichtbar zu machen. Die Berggipfel zeichnen den Kraterrand nach.

Kk = Kuhkopf
St = Steinkopf mit Fernmeldeturm
M = Mainzer Kopf
K = Keller-Berg
S = Salz-Berg
Z = Zentrum des Kraters

Rosbach-Krater mit Kraterrand und zentraler Erhebung. (Auschnitt aus der Reliefkarte (Schummerungs - Darstellung) der GUT.

Gesamte Reliefkarte (Schummerungs - Darstellung) des östlichen Taunus von Friedrichsdorf bis Bad Nauheim  jetzt sehen (112 KB)

Alternative Reliefkarte (Gefälle - Darstellung, je steiler, desto dunkler, 85 KB) jetzt sehen  

Morphologischer Profilschnitt durch den Rosbach-Krater

Reliefkarten der GUT mbH
1 Reliefkarte (Schummerungs - Darstellung) des östlichen Taunus von Friedrichsdorf bis Bad Nauheim (112 KB)
2 Alternative Reliefkarte (Gefälle - Darstellung, je steiler, desto dunkler, 85 KB)

Ausgewählte Links zu Informationen über Meteoritenkrater
1 Barringer-Krater Arizona
2 Nördlinger Ries (Universität Freiburg)
3 Allgemeines über Krater mit Beispielen (Verteidigungsministerium der USA, Los Alamos National Laboratory)
4 Übersicht über Meteoriten mit Beispielen (MSNBC)
5 Animierte Sketch-Abfolge über den Einschlag eines Meteroriten (MSNBC)
6 Trick-Video über den Einschlag eines Meteoriten an der amerikanischen Ostküste jetzt herunterladen. Sehr beeindruckend!! (MSNBC, 500 KB, avi-Format
7 Weltweite Übersicht über Krater (Geologischer Dienst Kanada)
8 Sketch-Abfolge über den Einschlag eines Meteroriten vor 214 Millionen Jahren mit Auswirkungen im Untergrund (Raumfahrt-Agentur von Kanada)
9 Allgemeines über Krater (Universität von San Diego, Kalifornien)
10 Alter erodierter Gosses-Bluff-Krater in Australien (Universität Münster)

Karten und Literatur über die Gegend um den Rosbach-Krater:

Topographische Karten des Rosbach-Kraters:

Der Rosbach-Krater liegt auf den Topographischen Karten 1:25000 5617 Usingen und 5618 Friedberg. Sehr zu empfehlen sind auch die unmittelbar benachbarten Blätter 5717 Bad Homburg vor der Höhe und 5718 Ilbenstadt.

Geologische Karten:

Kümmerle et al. (1976): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Hessen 1:25.000 Blatt Nr. 5618 Friedberg; Herausgegeben vom Hessischen Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden

Michels et al. (1972): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Hessen 1:25.000 Blatt Nr. 5717 Bad Homburg v. d. Höhe; Herausgegeben vom Hessischen Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden

Michels et al. (1977): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Hessen 1:25.000 Blatt Nr. 5617 Usingen; Herausgegeben vom Hessischen Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden

Wenz, W. (1936): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Hessen im Maßstabe 1:25.000 Blatt Rodheim (=Ilbenstadt); Darmstadt

Geomorphologische Literatur:

Bibus, E. (1971): Zur Morphologie des südöstlichen Taunus und seines Randgebietes.- Rhein-Main. Forsch., 74: 279 S.; Frankfurt am Main

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