Ehemaliger Kalisalz-Bergbau zur Produktion von Kalidünger im Elsass

(u.a. nach Informationen der Kali AG, Bern)

Geschichte des Kalisalz-Bergbaues

Bei der Suche nach Kohle und Erdöl stieß man im Jahr 1904 in einer Tiefe von 625 m auf ein Kalilager. Die Produktion begann 1910 aus dem Wittelsheimer Becken nördlich der elsässischen Stadt Mülhausen, wurde jedoch durch die beiden Weltkriege unterbrochen. Seit 1947 wurden die Bergwerke und Fabriken vergrößert und modernisiert. So wurden 1987 aus 11 Millionen Tonnen Kali-Rohsalz mehr als 1,6 Millionen Tonnen Reinkali (K2O) hergestellt. Die Gewinnung und die Fabrikation der Kalidüngemittel erfolgte durch die "Mines de Potasses d'Alsace". Der Personalbestand betrug 4.600 Personen. Der Bergbau wurde im Jahr 2002 eingestellt.

Kali-Lager

Das elsässische Kali-Lager liegt nördlich von Mülhausen und erstreckt sich über eine Fläche von 200 km2. Das Kali-Rohsalz heißt Sylvinit, eine Mischung von Kaliumchlorid und Natriumchlorid. Das Lager besteht aus zwei Schichten, die ca. 20 m übereinander, in einer Tiefe zwischen 420 und 1100 m liegen. Die untere Schicht ist 2,5 bis 3 m dick, und der Kaligehalt schwankt zwischen 14 und 20 %. Die obere Schicht ist nur 1,2 bis 2,1 m dick, der Kali-Gehalt liegt aber höher, nämlich bei 22 bis 25 %.

Das Gestein in den Kali-Bergwerken gibt sehr viel Wärme ab. Im Elsass erhöht sich die Temperatur um 1 °C pro 18 m Tiefe. In 700 m Tiefe sind Temperaturen von über 50 °C gemessen worden. Dadurch entstehen oft Probleme bezüglich der Gewinnung des Rohsalzes und einige Schächte mussten die Produktion aufgeben, weil die Arbeitsbedingungen zu beschwerlich wurden. Dank starker intensiver Belüftung war man später im Stande, die Temperatur in den Abbaustätten bis auf ca. 35 °C abzukühlen.

Abbau unter Tage

Im Jahr 2002 waren noch zwei Kali-Bergwerke im Betrieb. Dort wurden täglich 45.000 Tonnen Sylvinit gewonnen. Der Abbau war hochmechanisiert und riesige Maschinen bauten das Gestein ab, zerkleinerten es und transportierten es bis an die Oberfläche. Im Elsass wurde zum Schluss nur noch ein Abbauverfahren angewendet. Die sogenannte "Havage intégral". Dabei erfolgte der Abbau mit einer riesigen Schrämm-Maschine, deren Trommeln die ganze Sylvinit-Schicht auf einmal abbauten. Sie bewegte sich seitlich mit einer Geschwindigkeit von 50-90 m/h, fräste das Salzgestein auf ein Meter Breite ab und zerkleinerte es gleichzeitig ohne Sprengstoff. Hinter dieser Fräse lief ein Förderband, welches das Rohsalz zu den Förderschächten brachte. Zur Sicherung der Arbeitsgalerien wurden eng aneinander gereihte, hydraulisch verstellbare Stützen angebracht, von denen jede vier vertikale Pfeiler mit je 100 Tonnen Tragkraft aufwies. Die durch den Abbau entstehenden Hohlräume wurden kontinuierlich durch Einbrechen der Dachschicht aufgefüllt.

Bergmann unter Tage

Transport des Rohsalzes

Der Transport des abgebauten Rohsalzes zum Förderschacht erfolgte unter Tag ausschließlich durch ein Förderbandsystem, welches eine Leistung von bis zu 1.000 t/h aufweist, um das Rohsalz schließlich zu den Silos beim Förderschacht zu führen. Für die Förderung des Rohsalzes aus den mehr als 700 m unter der Erdoberfläche liegenden Silos waren die Kaliwerke mit Förderkörben mit einem Fassungsvermögen von bis zu 30 t ausgerüstet. Die Förderkörbe fuhren mit einer Geschwindigkeit von 16 m/s (= 58 km/h) im Förderschacht auf und ab.

Kalizeche im Elsass

 

Aufbereitung der Kali-Rohsalze über Tage

Das in den elsässischen Kaliwerken abgebaute Kali-Rohsalz wird als Sylvinit bezeichnet und setzt sich zusammen aus:

25 % KCl Kaliumchlorid
65 % NaCl Kochsalz
10 % unlöslichen Bestandteilen (Tonschiefer und Anhydrit (CaSO4))

Ziel der Aufbereitung war es, die eng mit den anderen Bestandteilen verwachsenen Kaliumchlorid-Kristalle abzutrennen und zu sammeln, was im Endeffekt ein 60 %-iges Kalisalz ergibt (60 % K2O). Die Rückstände der Auflösung (Natriumchlorid und unlösliche Bestandteile) wurden zu einem Teil als Streusalz verwendet, ein anderer Teil wurde auf Halden geschüttet und der Rest dieses Salzes wurde aufgelöst und in den Rhein geführt. Die unlöslichen Bestandteile wurden auf Halden gelagert.

Der Kali-Bergbau im Elsass ist beendet. Als letzte Schachtanlage wurde im Oktober 2002 Amelie geschlossen. Zuvor wurden bereits die Schachtanlagen Ungersheim (1997), Marie-Louise (1998) und Berrwiller (2002) mit dem gemeinsamen Förderschacht Staffelfelden stillgelegt. Folgende alte Schachtanlagen sind noch vorhanden: Rudolphe/Bollwiller, Marie / Marie-Louise, Staffelfelden, Berrwiller, Theodore, Amelie 1 und 2, Max und Joseph / Else.

Rolle des Kalis in der Landwirtschaft

Neben Stickstoff und Phosphor ist Kali ein für das Leben und Wachstum der Pflanzen unentbehrlicher Nährstoff. Er spielt vor allem eine wichtige Rolle in der Zucker- und Stärkesynthese. Er bringt nicht nur die Stickstoffdüngung voll zur Geltung, er ist auch eine Versicherung gegen Frost, Dürre, Krankheiten und Lagerfrucht. Dank seiner physiologischen Rolle hat Kali einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Produkte.

 

Versalzung des Grundwassers

Durch den Salzbergbau im Elsass und in Baden sind durch undichte Speicherbecken und Auswaschung von offenen Salzhalden große Mengen Salz in das Grundwasser gelangt. Das salzige Grundwassser strömt in kilometerlangen "Fahnen" im Untergrund des Oberrheingrabens nach Norden. Das beeinträchtigt die Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser.

Um den Rhein bei Niedrigwasser vor zu großen Salzfrachten zu schützen, wurde von 1957 bis 1976 auf der Fessenheimer Insel zwischen Rhein und Rhein-Kanal ein großes undichtes Speicherbecken für gesättigte Salzlauge betrieben.

 

Der Oberrheingraben
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