Das Meer im Oberrheingraben

Im Laufe der Geschichte hatte das Meer nach Martini (1990) fünfmal eine kurzfristige Verbindung zum Oberrheingraben. Dies ergibt sich aus Fossilien, die nur im Meer lebten und die in fünf verschiedenen Ablagerungs-Gesteins-Schichten im Oberrheingraben teilweise massenhaft enthalten sind. Ursache für die verschiedenen Meereseinbrüche waren zeitweise hohe Wasserstände des Weltmeeres für die Dauer von ein paar Millionen Jahren. Das ansteigende Meer konnte das Land überfluten und so auch in den relativ tief liegenden Oberrheingraben eindringen. Bei später fallendem Weltmeeresspiegel zog sich das salzige Meerwasser aus dem Oberrheingraben wieder zurück und es konnte sich eine Landschaft mit Süßwasser-Seen und Flüssen entwickeln.

Martini stützt seine Anschauungen auf seine Untersuchungen von Mikro-Fossilien: kalkigem Nannoplankton und Gehörsteinchen von Meeresfischen. Die fünf Schichten, die die charakteristischen Meeresablagerungen enthalten, sind von jung nach alt:

5. Obere Hydrobien-Schichten (Mittel-Miozän-Zeit)
4. Untere Hydrobien-Schichten (Unter-Miozän-Zeit)
3. Cerithien-Schichten (Ober-Oligozän-Zeit)
2. Rupelton und Meeressand (Mittel-Oligozän-Zeit)
1. Mittlere Pechbronn-Schichten (Unter-Oligozän-Zeit)

Das Meer kam manchmal von Süden und manchmal von Norden her in den Oberrheingraben, je nachdem wo die tiefstliegende Zufluss-Möglichkeit lag. Teilweise gab es eine durchgehende Verbindung zwischen Nord- und Südmeer.

Im Süden lag zu dieser Zeit das Paratethys-Meer im nördlichen Vorland der Alpen, dem sogenannten Molasse-Becken, heute das Gebiet zwischen Bodensee über München nach Passau. Ein anderes Mal drang das Meer aus dem Bereich der Nordsee in den Oberrheingraben ein. Die Verbindung nach Norden war über die Hessische Senke (Gießen, Kassel) oder quer über das Rheinische Schiefergebirge zur Niederrheinischen Bucht (Koblenz, Köln) möglich.

Die Herkunft der Meeresströmung erkennt Martini (1990) unter anderem an älteren wiederaufgearbeiteten Mikro-Fossilien aus der Jura- und Kreide-Zeit, die für die Paratethys bzw. die Nordsee jeweils typisch sind.

Die folgende Abbildung 1 zeigt, wie stark sich die Höhe des Weltmeeresspiegels während der letzten 65 Millionen Jahre verändert hat (nach Haq et al. 1987).

Am oberen gelben Rand der Abbildung sind die stratigraphischen Stufen und Serien der Tertiärzeit angegeben, wie sie 1987 aktuell waren. Heute sieht die stratigraphische Einteilung geringfügig anders aus (aktuelle Stratigraphie). Diese Abbildung steht auch als kleine PDF-Datei zur Verfügung (28 KB): Haq.pdf

Sehr markant ist die Absenkung des Meeresspiegels vor 30 Millionen Jahren, am Ende der Rupelium-Zeit. Während der Rupelium-Zeit war der Oberrheingraben vom Meer überflutet. In der anschließenden Chattium-Zeit lag der Spiegel des Weltmeeres sehr niedrig (ähnlich wie heute) und das Meer zog sich aus dem Oberrheingraben zurück. Im Oberrheingraben wurden während der Chattium-Zeit charakteristische Süßwasser-Ablagerungen gebildet (vgl. Oberrheingraben-Stratigraphie).

In der Abbildung 1 sind sehr kurze Meeresspiegelschwankungen nicht dargestellt. So hat sich der Weltmeeresspiegel während des Eiszeitalters, also während der letzten ca. 2 Millionen Jahre sehr schnell sehr stark verändert. Vor 10.000 Jahren, am Ende der letzten Vereisung auf der Nordhalbkugel, lag der Meeresspiegel ca. 120 m tiefer als heute. Das fehlende Meerwasser war als Gletschereis auf dem Festland gebunden.

 

Der Oberrheingraben
zur Startseite